🎺 Wenn Musik sprechen lernt – mein Weg zum Wienerhorn
- Raphael Eibensteiner
- 24. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Heute geht's ausnahmsweise mal nicht um Tontechnik, Mikrofonpositionen oder Mischpulte.
In diesem Blogeintrag möchte ich über etwas sprechen, das für mich als Musiker genauso wichtig ist wie die Technik – vielleicht sogar noch wichtiger:
Meine Beziehung zu meinem Instrument.
🎼 Vom Flügelhorn zur musikalischen Sprache
Ich habe nicht mit dem Horn angefangen. Meine ersten musikalischen Schritte habe ich auf der Trompete und dem Flügelhorn gemacht – Instrumente, mit denen ich viel erlebt und gelernt habe. Doch trotz allem hatte ich immer das Gefühl, nicht wirklich verstanden zu werden. Ich konnte spielen, ja – aber ich konnte mich nicht ausdrücken.
Dann kam vor etwa zwei Jahren dieser Moment, als ich zufällig ein Yamaha YHR-314II in die Hände bekam. Ein einfaches Einzelhorn. Keine große Bühne, kein epischer Moment – und doch war da sofort etwas anders. Der Klang war wärmer, der Widerstand natürlicher, das Spielgefühl fast körperlich – wie ein Gespräch. Ich wusste: Dieses Instrument will ich besser kennenlernen.
🛠️ Der Bau meines Wienerhorns
Kurz danach habe ich mir von der Firma Jungwirth ein Wienerhorn bauen lassen – ein Prozess, der alles verändert hat. Ich habe gemeinsam mit dem Hornbauer intensiv an der perfekten Konfiguration gearbeitet: Bogen, Mensur, Mundstück – alles wurde so lange ausprobiert, bis alles passte.
Ich spiele heute ein tiefes Mundstück, das mir genau den Klang gibt, den ich gesucht habe: samtig, warm, voller Charakter. Kein helles, „trompetiges“ Bb-Geschrei – sondern Klang mit Seele.
🎭 Das Herbstkonzert 2024 – der Aha-Moment
Den wahren Aha-Moment, in dem ich das Gefühl hatte, wirklich angekommen zu sein, hatte ich aber nicht im Proberaum. Er kam im Herbst 2024 – beim Konzert der Trachtenkapelle Ottenschlag, bei dem ich das 1. Horn spielen durfte.
Das Programm war anspruchsvoll, emotional, intensiv – und dann kam „Das Phantom der Oper“, im Arrangement von Johan de Meij. Ein Stück, das von einem Hornisten alles fordert: brutale Tutti-Stellen mit voller Lautstärke, aber auch ein gefühlvolles, intimes Solo, das die Stimme des Phantoms in „Music of the Night“ verkörpert.
Ich stand da, mit meinem Jungwirth-Horn in der Hand – und plötzlich war da keine Trennung mehr zwischen mir und der Musik.
Ich war der Klang.
Ich war das Phantom.
Die Nervosität war weg.
Und ich wusste: „Jetzt versteh ich endlich, wie es ist, wenn ein Instrument dich sprechen lässt.“
✝️ Die Bruckner-Messe als Bestätigung
Nur wenige Monate später, am Ostersonntag 2025, durfte ich mit dem Unionchor Ottenschlag die Windhaager Messe von Anton Bruckner spielen. Ein besonders feierlicher Rahmen – und für mich eine emotionale Bestätigung:
„Ja, das ist mein Instrument. Und ich bin angekommen.“
Bruckners Musik verlangt keine Effekte. Sie verlangt Wahrhaftigkeit. Und das Horn – besonders das Wienerhorn – ist das perfekte Medium dafür. Diese Messe war wie ein inneres Amen nach einem langen Gebet.

💬 Warum das Horn anders ist
Ich sag’s, wie es ist: Man spielt ein Horn nicht einfach. Man spielt mit ihm.
Es reagiert auf alles: deinen Atem, deine Haltung, deinen inneren Zustand. Es lässt keine Tricks durchgehen – aber wenn du dich öffnest, wenn du ehrlich bist, dann gibt es dir etwas zurück, das kein anderes Instrument kann:
Eine musikalische Stimme, die wirklich gehört wird.
🔚 Und jetzt?
Ich weiß nicht, wohin mich dieser Weg noch führt. Vielleicht schreibe ich ein eigenes Solostück. Vielleicht wird das Horn irgendwann auch in meinen Kompositionen eine größere Rolle spielen.
Aber eins weiß ich sicher: Ich habe mein Instrument gefunden und es hilft mir, etwas zu sagen, das ich früher nicht in Worte fassen konnte.
– Raphael
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